Birgen Haest, Ommo Hüppop und Franz Bairlein vom niedersächsischen Institut für Vogelforschung “Vogelwarte Helgoland” in Wilhelmshaven haben sich der Annahme in einem großangelegten statistischen Ansatz gewidmet. Sie untersuchten, wie sich verschiedene Wetterparameter über das Jahr und über den gesamten Zugweg von sechs “Trans-Saharaziehern” auf die jährlichen Durchzugzeiten auf der Insel Helgoland von 1960 bis 2014 ausgewirkt haben. Das Ergebnis überrascht: Vor allem Wind und Temperatur, aber auch die Niederschläge in den Überwinterungsgebieten südlich der Sahara oder in den Zwischenrastgebieten auf den Weg zurück in die Brutgebiete erklären etwa 80 % der Variabilität zwischen den Jahren! Ganz entgegen der allgemeinen Erwartung ist die Zunahme der für die Zugvögel günstigen Rückenwinde vor allem im Maghreb und im Mittelmeerraum für die Verfrühung über den 55-jährigen Zeitraum entscheidender als die gleichzeitig gestiegenen Temperaturen.
Die Ergebnisse des Forscherteams, die jetzt in der angesehenen amerikansichen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science“ publiziert wurden, verdeutlichen eindrücklich, dass Langstreckenzieher sehr wohl in der Lage sind, sich den klimatischen Veränderungen anzupassen. Die Ursachen für ihre teils dramatischen Bestandsrückgänge sind also eher in den massiven Veränderungen in der Landnutzung in den Brut-, Durchzugs- und Überwinterungsgebieten als im Klimawandel zu suchen.
Institut für Vogelforschung
Originalpublikation:
Birgen Haest, Ommo Hüppop, Franz Bairlein: Weather at the winter and stopover areas determines spring migration onset, progress, and advancements in Afro-Palearctic migrant birds. PNAS 2020