In sechs Kapiteln beschreiben die Autor*innen des Zukunftsimpulses „Klimafolgenanpassung: gutes Leben in einer sich rasant verändernden Welt absichern“, welche Ansätze bei der Klimafolgenanpassung zielführend sind. Auf insgesamt 51 Seiten schlagen sie konkrete Maßnahmen vor, um die dringend nötige Anpassung an die Folgen des Klimawandels voranzutreiben. Das Impulspapier deckt eine große thematische Bandbreite ab: Neben Empfehlungen für den Umbau der Städte oder Anpassungen in Landwirtschaft und Gesundheitswesen, enthält es auch Ansätze zu naturbasierten Lösungen, zu wirtschaftlichen Chancen und Risiken sowie zu integrierten Strategien, die Klimaschutz und Klimafolgenanpassung intelligent miteinander verknüpfen.
Klimaschutz allein reicht nicht mehr aus
Die Wissenschaft ist sich einig und die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen deutlich: Klimaschutz ist dringender denn je, national wie global – aber er allein reicht nicht mehr aus. Allein in Europa steigen die Temperaturen seit Jahrzehnten etwa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt, kein anderer Kontinent weltweit erwärmt sich schneller. Eine im März 2024 von der Europäischen Umweltagentur veröffentlichte Bewertung der Klimarisiken kommt zum Schluss: Sofortige, ambitionierte und entschlossene politische Klimaanpassungsmaßnahmen für Europa sind unumgänglich.
Doch nicht nur die Politik steht in der Pflicht, auch Unternehmen, Behörden, Kommunen und der Gesundheitssektor stehen in Bezug auf die Anpassung an den Klimawandel vor gewaltigen Herausforderungen. Gerade die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit sind extrem vielfältig und umfassen nicht nur primäre, direkte Effekte, etwa durch extreme Hitze oder eine Zunahme der UV-Strahlung, sondern auch sekundäre Folgen wie etwa die Verstärkung der Allergieexposition und tertiäre Effekte wie Klimaangst als eine Ausprägung ganz neuer psychischer Krankheitsbilder. Die mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen schnell und entschlossen anzugehen, liegt in ihrem ureigenen Interesse: „Wenn Klimafolgenanpassung richtig gemacht und aus einer ganzheitlichen Perspektive heraus gestaltet wird, vermeidet sie nicht nur zukünftige Schäden und Belastungen, sondern senkt auf lange Sicht oft auch die anfallenden Kosten“, sagt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts. Nicht zuletzt die hohen volkswirtschaftlichen Kosten, die im Juli 2021 durch das Starkregenereignis im Ahrtal entstanden sind und auf rund 40 Milliarden Euro geschätzt werden, zeigen beispielhaft das mögliche Schadensausmaß.
Lokale Lösungen für eine globale Herausforderung
Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels müssen exakt auf die Bedingungen vor Ort abgestimmt sein, denn Klimawandelfolgen sind sehr regionalspezifisch. Die Hochwassergefahr an Flüssen, das Lawinenrisiko in den Bergen, die Hitzeentwicklung in den Städten: Sie alle lassen sich nur direkt vor Ort mindern. Notwendig ist daher ein Mosaik vieler lokaler Maßnahmen unter Einbindung aller relevanten Akteur*innen aus Politik, Kommunen, Unternehmen und Zivilgesellschaft. Das spiegelt sich auch im Zukunftsimpuls wider: Er richtet sich in erster Linie an politische Entscheidungsträger*innen, enthält aber auch Maßnahmen und Hinweise für Kommunen, Wirtschaft, Ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Organisationen.
Gewaltige Synergiepotenziale – und Kostenvorteile
Viele Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung bieten enorme Synergiepotenziale. Gerade naturbasierte Maßnahmen entfalten ihre Wirkung in mehreren Bereichen: Städtische Parks beispielsweise können zum Hochwasserschutz beitragen, die dank ihrer kühlenden Wirkung hitzebedingten Erkrankungen entgegenwirken und gleichzeitig die Lebensqualität der Menschen erhöhen. Nicht zuletzt wird in Parks auch CO2 gebunden und damit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.
Constanze Schmidt, Mitautorin des Zukunftsimpulses und wissenschaftliche Referentin für Strategische Themenfeldentwicklung Klimaanpassung am Wuppertal Institut, erklärt: „Städtische Parks zählen zu den besonders effektiven Maßnahmen der Klimaanpassung, weil sie Synergien statt Zielkonflikten zwischen dem so dringend notwendigen Klimaschutz und der Anpassung an die Klimafolgen ermöglichen und langfristig oft deutlich günstiger sind als konventionelle Maßnahmen. Genau diese hochwirksamen Lösungen benötigen wir in einer Zeit der zunehmenden Extremwetterereignisse.“
Wuppertal Institut
Zukunftsimpuls: Klimafolgenanpassung: gutes Leben in einer sich rasant verändernden Welt absichern: https://wupperinst.org/fileadmin/redaktion/downloads/publications/ZI28_Klimafolgenanpassung.pdf