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Zwei Diskussionspapiere zum Stand der Wissenschaftsfreiheit in Deutschland

Das deutsche Wissenschaftssystem, die deutschen Universitäten und ebenso relevante Strukturen ihres gesellschaftlichen Umfeldes erleben derzeit eine Phase tiefgreifender Wandlungen. Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe (IAG) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften „Wandel der Universitäten und ihres gesellschaftlichen Umfelds: Folgen für die Wissenschaftsfreiheit?“ hat sich zur Aufgabe gesetzt, die Auswirkungen dieser sich teils intendiert, teils unbemerkt vollziehenden Veränderungen auf die Wissenschaftsfreiheit in Forschung und Lehre zu untersuchen.

Die Diskussionen der IAG sind in zwei neue Hefte der Reihe „Wissenschaftspolitik im Dialog“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gemündet. In seinem Diskussionspapier „Diskurskontrolle an deutschen Universitäten – Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit?“ (Bd. 21/2022) setzt sich Mitchell Ash mit Phänomenen auseinander, die gegenwärtig unter Stichworten wie „cancel culture“ oder „Schweigespirale“ große Aufmerksamkeit in den Medien und der Öffentlichkeit erfahren. Dabei unterscheidet er interne, externe und internalisierte Formen von Diskurskontrolle. Anhand qualitativer Fallanalysen zeigt er, dass Diskurskontrolle weniger durch direkte Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit ausgeübt wird, sondern vielfach durch die Mechanismen der neu strukturierten öffentlichen Debatte erfolgt.

Der Band „Karrieren und individuelle Wissenschaftsfreiheit“ (Bd. 22/2022) von Jochen Gläser und Otto Hüther fragt demgegenüber, inwiefern Beschäftigungsverhältnisse und die Ausgestaltung von Karrierestufen im Wissenschaftssystem mit Gefährdungen der Wissenschaftsfreiheit verbunden sein können. Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf befristeten Beschäftigungsverhältnissen auf dem Weg zur Professur, die regelmäßig mit verschärftem Wettbewerb und daraus resultierendem Anpassungsdruck einhergehen. Beobachtungen zur Rolle der gewandelten Evaluationspraktiken sowie Schlussfolgerungen und Empfehlungen schließen das Diskussionspapier ab.

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften


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