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Experten: Aktionsplan MINT 2.0 wichtig, reicht aber nicht

Die angekündigte Förderung des „MINT-Bereichs“ mit dem Aktionsplan 2.0 sei wichtig, reiche jedoch nicht aus, um eine umfassende MINT-Bildung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu ermöglichen und somit den wachsenden Bedarf an Fachkräften zu sichern. Darin waren sich die geladenen Sachverständigen während einer öffentlichen Anhörung des Bildungs- und Forschungsausschusses einig.

Auf dem 10. Nationalen MINT-Gipfel im Juni 2022 stellte die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) den „MINT-Aktionsplan 2.0“ vor, in dem alle MINT-Fördermaßnahmen gebündelt werden sollen. Ziel sei es, dadurch eine MINT-Förderung entlang der gesamten Bildungskette, also von der Kita über Hochschulen bis zur Weiterbildung, zu ermöglichen. Zu den Maßnahmen gehören unter anderem die Initiative „Haus der kleinen Forscher“, Schülerwettbewerbe und die bundesweite Geschäftsstelle MINTvernetzt. Mit 45 Millionen Euro will das Bildungsministerium den MINT-Bereich stärken.

Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, betonte, dass eine gute MINT-Bildung bereits in den Kitas beginnen müsse: „Frühe Bildung ist die Basis guter Bildung“. Es sei daher problematisch, dass Kitas bisher nicht als Bildungseinrichtungen anerkannt seien.

Risiken für die Stärkung des MINT-Bereichs sind laut Fritz unter anderem die finanzielle Ausgestaltung und der drohende Fachkräftemangel. So erhalte seine Stiftung, die besonders für die MINT-Förderung im Kindesalter zuständig ist, eine institutionelle Förderung von 11,9 Millionen Euro. Diese sei zwar bis zum Jahr 2024 gesichert, jedoch sei sie nicht an steigende Kosten angepasst. Durch Tarifsteigerungen und zunehmende Kosten sei daher in Zukunft eine Reduzierung der Leistungsangebote denkbar.

Etwa 230.000 pädagogische Fachkräfte würden bis 2030 in Kitas fehlen. Dadurch sei zum einen die Qualität der Bildungsarbeit gefährdet und zum anderen bestehe die Gefahr, dass die pädagogischen Fachkräfte keine Zeit für benötigte Fortbildungen - auch zur MINT-Bildung - hätten, sagte Fritz.

Jürgen Kramer, Professor an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin, berichtete, dass die jüngste Erhebung des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen gezeigt habe, dass die Mathematikkenntnisse von jungen Menschen immer schlechter würden. Um dies zu ändern, seien beispielsweise Kompetenzzentren zur Weiterbildung von Lehrenden wichtig. Um jedoch langfristige Verbesserungen bei Weiterbildungen und der Schülerkompetenz zu erreichen, brauche es langfristig gedachte Strukturen, sagte Kramer. So sei beispielsweise ein Kompetenzzentrum für digitales Unterrichten nur für zweieinhalb Jahren angedacht.

Der MINT-Aktionsplan sei „richtig und wichtig“, sagte Ekkehard Winter vom Nationalem MINT-Forum e.V. Dennoch müssten die MINT-Fächer noch viel stärker fokussiert werden. Eine Möglichkeit sei, dass die Ganztagsschule nicht nur Betreuung bieten solle, sondern auch der MINT-Bildung dienen müsse. Dies könne beispielsweise gelingen, indem man außerschulische MINT-Lernorte in das Ganztagsangebot von Schulen mit aufnehme. Ähnliches passiere bereits bei Musikschulen und Sportvereinen, schreibt Winter in seiner Stellungnahme.

Auch mit Blick auf das Startchancen-Programm mahnte Winter an, dass es hier nicht nur um das Vermitteln von sozialer Kompetenzen gehen dürfte, sondern dass auch die MINT-Kompetenz im Fokus stehen müsse.

Auf die Nachfrage, wie der Frauenanteil in MINT-Fächern erhöht werden könnte, sagte Kramer, dass es wichtig sei, Vorbilder in der Wissenschaft zu haben. Es brauche daher mehr Professorinnen und Dozentinnen. Im Kindesalter hätten Mädchen genauso viel Interesse an MINT-Inhalten wie Jungen. Die Aufgabe liege daher darin, Mädchen und Frauen im MINT-Bereich zu halten, sagte Winter. Dies könnte beispielsweise durch Mentoring gelingen.

Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, hib


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