Über 130 Professoren und Mathematiklehrkräfte haben in einem vom "Tagesspiegel" veröffentlichten "Offenen Brief" an Minister und Bildungsforscher massive Zweifel an der Qualität des Mathematikunterrichts geäußert. Im Rahmen der Kompetenzorientierung, die in Form von Bildungsstandards vorgeschrieben werde, sei der Schulstoff so weit "ausgedünnt" worden, dass das mathematische Vorwissen von vielen Studienanfängern nicht mehr für ein Studium der Wirtschaft, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik ausreiche. Studienanfängern fehlten die Kenntnisse aus dem Mittelstufenstoff, seit bewährte mathematische Ausdrucksweisen und abstrakte Aufgaben durch sperrige Textgebilde und konstruierte Modellierungsaufgaben ersetzt worden seien, schreiben die Unterzeichner. Der Mathematikstoff werde nur noch oberflächlich vermittelt, eine tiefere inhaltliche Beschäftigung finde nicht mehr statt. "Aushöhlung, Entfachlichung, Entkernung des Mathematikunterrichtes" seien das Resultat.
50 weitere Mathematikprofessoren widersprachen in einer Stellungnahme, die der "Tagesspiegel" ebenfalls publizierte. Das Anliegen einer besseren Mathematikausbildung sei zwar unterstützenswert, die Ursachenanalyse der "Brandbrief"-Autoren aber "erkennbar falsch". Kompetenzorientierung und Bildungsstandards seien nicht für vorhandene Defizite verantwortlich, die sich nicht monokausal erklären ließen.
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