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Wer Biologie studiert macht später – ja, was eigentlich?

Die Agentur für Arbeit München hat sich gemeinsam mit dem VBIO, Arbeitgebern und Hochschulvertretern am 22. März zum Thema: "18 Jahre Bologna-Prozess – Sind die biowissenschaftlichen Studiengänge erwachsen geworden?" zu einem Arbeitsmarktgespräch Biologie im Kubus des IZB in Martinsried getroffen.

 

Anlass der Veranstaltung waren die vom Verfassungsgericht fixierten zukünftigen Anforderungen an das Studium. Insbesondere fachlich-inhaltliche Mindeststandards und die geforderte Berufsrelevanz der Abschlüsse nehmen alle Stakeholder in die Pflicht. Hintergrund sind auch die, entgegen einem allgemeinen Trend, steigenden Arbeitslosenzahlen im Bereich Biowissenschaften bundesweit und die vergleichsweise langen Zeiten der Arbeitssuche für viele Berufsanfänger.

 

Mit mehreren Impulsreferaten von Harald Neubauer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München, Dr. Carsten Roller, VBIO-Ressortleiter Ausbildung & Karriere und Dr. Felix von Hardenberg, selbstständiger Personalberater wurden unter anderem die Themen: Welchen Hürden muss sich ein Biologie-Student heutzutage stellen? Welche Voraussetzungen bringt er mit oder welche beruflichen Chancen sind ihm gegeben? Welche Hilfestellungen können Hochschule, Arbeitgeber und andere für Suchende geben? Was sind die Erfolgskriterien für eine Karriere als Biologe?, diskutiert. Bereits in seiner Begrüßung hatte der Gastgeber Dr. Zobel, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft IZB mbH das Ergebnis einer kurzfristigen Umfrage bei einschlägigen Firmen in Martinsried vorgestellt, die zu dem Ergebnis kommt, dass 88% der befragten Firmen grundsätzlich (vor allem promovierte) Biologen einstellen.

 

Übereinstimmend stellten die Teilnehmer fest, dass entscheidend für eine erfolgreiche Bewerbung neben fachlichen Qualitäten vor allem erste berufliche Erfahrungen und eine für das Unternehmen und die Stelle passende Persönlichkeitsstruktur der Bewerber sind. Alles Selbstverständlichkeiten, die aber gerade bei den verschulten Studiengängen für die inzwischen sehr jungen Absolventen nicht einfach zu erfüllen sind. Somit wird von den Studierenden zu Recht mehr Eigeninitiative erwartet, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung zu erlangen. Die ausbildenden Hochschulen sollten sie dabei gezielt unterstützen. Dies kann z.B. durch geeignete, flexible Studienordnungen flankiert werden, die den Studierenden frühzeitig Praxisbezug (auch außerhalb der Hochschulen) ermöglichen. Leider ist jedoch das Ziel der akademischen Ausbildung an Universitäten bislang immer noch die Qualifikation als Forscher und nicht ein expliziter beruflicher Praxisbezug.

 

Daher gibt es auch so wenig berufsbefähigte Bachelorabsolventen auf dem Arbeitsmarkt. Da aber nur 5% aller Absolventen eine Festanstellung in Forschung und Lehre des Staatsdienstes erreichen, ist hier ein Umdenken notwendig bzw. gebietet die Fürsorgepflicht, die Berufsbefähigung der Absolventen zu steigern. Dies kann durch studienbegleitende Zertifikate, außeruniversitäre Praktika und Fortbildungen, oder durch gezielte Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Firmen erfolgen. Oft reichen relativ kurze aber praxisorientierte Zusatzqualifikationen, um die Attraktivität am Arbeitsmarkt entscheidend zu erhöhen. Zusätzlich sind die Arbeitgeber gefragt, den Einstieg/Übergang aus der Akademia in die Arbeitswelt zu erleichtern. Dies kann z.B. durch vermehrt angebotene Praktika und Trainee-Programme erfolgen.

 

Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass der Dialog zwischen allen Beteiligten fortgesetzt werden sollte und auch an anderen Standorten in Deutschland geführt werden muss, um den Biologieabsolventen einen besseren Einstieg in die Berufswelt zu ermöglichen.

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