VBIO News http://example.com VBIO News de Copyright Thu, 03 Jul 2025 12:21:22 +0200 Thu, 03 Jul 2025 12:21:22 +0200 TYPO3 news-32937 Thu, 03 Jul 2025 12:10:15 +0200 Wie Reifenabrieb Gewässer verschmutzt und Tiere gefährdet https://www.vbio.de/aktuelles/details/wie-reifenabrieb-gewaesser-verschmutzt-und-tiere-gefaehrdet Reifenabrieb enthält eine komplexe Mischung verschiedener Verbindungen, darunter giftige Substanzen. Gelangen die Reifenpartikel in Gewässer, werden die Schadstoffe dort ausgelaugt. Ein neuer Übersichtsartikel im Journal of Environmental Management mit Beteiligung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) fasst den aktuellen Wissensstand über das Vorkommen von Reifenabrieb und die Freisetzung von Schadstoffen in aquatischen Ökosystemen zusammen. Die Forscherinnen und Forscher warnen vor der giftigen Wirkung auf aquatische Organismen und den damit verbundenen ökologischen Folgen.  Reifenabrieb gelangt vor allem durch Wind und Regen in Flüsse und Seen. Diese Partikel machen 50 bis 90 Prozent des gesamten Mikroplastiks aus, das bei Regen von den Straßen abfließt. Wissenschaftliche Hochrechnungen deuten außerdem darauf hin, dass fast die Hälfte (45 %) des in Böden und Gewässern gefundenen Mikroplastiks von Reifenabrieb stammt. Die Konzentration von Reifenabrieb in einem Gewässer kann um mehrere Größenordnungen variieren und liegt zwischen 0,00001 bis 10.000 Milligramm pro Liter.

In diesem Artikel im Journal of Environmental Management analysieren die Autoren bestehende Studien über die Auswirkungen von Reifenabrieb auf Wasserorganismen und geben einen Überblick über die möglichen ökologischen Folgen. „Das Problem beim Reifenabrieb sind nicht nur die Partikel selbst, die lange in der Umwelt verbleiben und sich wie anderes Mikroplastik verhalten, sondern auch die Auswaschung von giftigen Zusatzstoffen", sagt Prof. Hans-Peter Grossart, IGB-Forscher und Mitautor der Übersichtsstudie.

Nicht nur Gummi: Von den mehr als 2.400 Chemikalien werden mindestens 140 Zusatzstoffe ausgelaugt:

Denn Autoreifen bestehen nicht nur aus Kautschuk: Tatsächlich finden sich in Reifengummi 2.456 chemische Verbindungen, von denen mindestens 144 in den Auslaugungen vorkommen. Darunter sind organische Schadstoffe wie Hexa(methoxymethyl)melamin, Dibutylphthalat und N-(1,3-Dimethylbutyl)-N′-phenyl-p-phenylendiamin (6-PDD), 6-PDD sowie 6-PDD-Chinon. Außerdem Schwermetalle wie Zink und Mangan in beträchtlichen Mengen, Cadmium und Blei. Diese Stoffe dienen zum Ozonschutz, als Antioxidationsmittel oder Weichmacher, Chemikalien für die Vulkanisation sowie Verstärkungs- und Füllmaterialien. „Beim Auslaugungsprozess setzt Reifenabrieb mehr Chemikalien frei als Thermoplastik wie PE. Und wir gehen auch davon aus, dass noch mehr Stoffe ausgelaugt werden, als bisher bekannt“, sagt Hans-Peter Grossart. 

Schäden für Individuen und Ökosysteme:

Die Partikel und ihre Auslaugungen können im Körper die Bildung von freien Radikalen (oxidativer Stress) fördern, Erbgutveränderungen verursachen und die Immunreaktion verändern. Auf Ebene des Organismus beeinträchtigen sie das Fressverhalten, die Fortpflanzung und das Überleben.
Die Studie beleuchtet auch die umfassenderen Folgen für die Struktur und Funktion von Ökosystemen, um die Lücke zwischen toxikologischen Reaktionen bei Lebewesen und den Prozessen auf Ökosystemebene zu schließen: Auf Ökosystemebene verursachen die Partikel Verschiebungen in der Artenzusammensetzung, verringern die aquatische Biodiversität und verändern das Nahrungsnetz. Dadurch beeinflussen sie den Kohlenstoff- und Stickstoffkreislauf erheblich und verändern somit essentielle Prozesse wie die Bildung von Biomasse oder die Verfügbarkeit von Nährstoffen. 

Häufig finden Giftigkeitsstudien unter Laborbedingungen statt und lassen sich nur bedingt auf natürliche Ökosysteme übertragen: Einerseits sind die Interaktionen in der Natur zwischen unbelebter Materie und Lebewesen komplexer und andererseits werden im Laborexperiment meist höhere Konzentrationen gewählt als tatsächlich in der Umwelt relevant sind. Dennoch empfehlen die Autor*innen, die Gefahren von Reifenabrieb ernst zu nehmen.

Hans-Peter Grossart ergänzt: „Auch werden globale Umweltveränderungen wie Erwärmung und Versauerung die Auswirkungen von Reifenabrieb und seinen Auslaugungen noch verschärfen, indem sie ihre Toxizität sowie ihre interaktiven Auswirkungen auf die mikrobielle Aktivität, den Nährstoffkreislauf und die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen verändern.“

Einträge von Reifenabrieb in Naturräume mindern:

Mehrere Studien haben sich damit befasst, wie Reifenabrieb in der Umwelt verbreitet wird. Zwar wird er auch durch Wind weitertransportiert, meist reichert er sich jedoch in unmittelbarer Nähe seiner Entstehung an, insbesondere in Sedimenten und Wassereinzugsgebieten, die an Verschmutzungsschwerpunkten wie stark befahrenen Straßen angrenzen. Forschende schätzen, dass nur etwa zwei Prozent aller Abriebpartikel von Flüssen bis in die Küstengebiete gelangen. „Dass diese Partikel weitgehend lokal verbleiben, bietet Potenzial für eine bessere Prävention“, erklärt Hans-Peter Grossart. „Wirksame Minderungsstrategien betreffen natürlich die Entwicklung alternativer Reifenherstellungen. Aber auch die bessere Abgrenzung von Straßen und Abwässern gegenüber Naturräumen. Und letztlich kann jeder Mensch mit einem umsichtigen Fahrstil einen Beitrag leisten“, sagt er.

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)


Originalpublikationen:

Wenjuan Song, Li Lin, Seungdae Oh, Hans-Peter Grossart, Yuyi Yang, Tire wear particles in aquatic environments: From biota to ecosystem impacts, Journal of Environmental Management, Volume 388, 2025, 126059, ISSN 0301-4797, https://doi.org/10.1016/j.jenvman.2025.126059

Yousuf Dar Jaffer, Fazel Abdolahpur Monikh, Klümper Uli, Hans-Peter Grossart, Tire wear particles enhance horizontal gene transfer of antibiotic resistance genes in aquatic ecosystems, Environmental Research, Volume 263, Part 3, 2024, 120187, ISSN 0013-9351, https://doi.org/10.1016/j.envres.2024.120187

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Wissenschaft Berlin
news-32936 Thu, 03 Jul 2025 11:37:43 +0200 Multiresistente Darmbakterien: Verdrängung durch Nahrungskonkurrenz https://www.vbio.de/aktuelles/details/multiresistente-darmbakterien-verdraengung-durch-nahrungskonkurrenz Ist ein Darmbewohner wie das Bakterium Escherichia coli (kurz: E. coli) gegenüber einer Vielzahl an Antibiotika resistent, kann dies zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen, wenn es in den Blutkreislauf gelangt. Wie könnten solche potenziell gefährlichen multiresistenten Bakterien erfolgreich aus dem Darm verbannt werden? Dieser Frage gingen Forschende des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit Forschenden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in ihrer aktuellen Studie nach. Ihr Ansatz: Nahrungskonkurrenz. Aus mehr als 430 verschiedenen E. coli-Stämmen, die aus Stuhlproben von Spender:innen isoliert wurden, konnten sie einige ausmachen, die die multiresistenten E. coli-Stämme erfolgreich verdrängten. Ihre Ergebnisse stimmen die Wissenschaftler:innen optimistisch, dass ihr Forschungsansatz künftig dazu beitragen könnte, die Verbreitung multiresistenter Darmbakterien einzudämmen und gefährliche Infektionen zu verhindern. Die Studie ist im Fachmagazin Nature Communications erschienen. Sie entstand mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF).

Für unsere Gesundheit ist das Mikrobiom im Darm essenziell. Diese Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Bakterien und anderen Mikroorganismen unterstützt die Verdauung und beeinflusst Stoffwechsel und Immunsystem. Ein Darmbewohner, der bei rund 90 Prozent der Menschen im Darm vorkommt, ist das Bakterium E. coli. „Es ist eine Art Nutznießer, der im Darm seine Nahrungsnische gefunden hat und sich dort dauerhaft ansiedeln kann“, erklärt Dr. Marie Wende von der Abteilung „Mikrobielle Immunregulation“ am HZI und Erstautorin der Studie. „Abgesehen von einigen Stämmen, die Magen-Darm-Infekte auslösen können, ist die Mehrzahl der E. coli-Stämme im Darm eigentlich harmlos. Gelangen E. coli-Bakterien jedoch in die Blutbahn, kann es gefährlich werden, da sie Organe schädigen oder zu einer Blutvergiftung führen können.“ 

Mit der Gabe von Antibiotika können solche Infektionen aber in der Regel wirksam bekämpft werden – sofern es sich nicht um sogenannte multiresistente E. coli-Bakterien handelt, die gegenüber einer Vielzahl von Antibiotika unempfindlich sind. „Infektionen mit multiresistenten E. coli-Bakterien führen weltweit zu rund 800.000 Toten jährlich. Das ist eine unglaublich hohe Zahl – hier besteht dringender Handlungsbedarf“, sagt Prof. Till Strowig, Leiter der HZI-Abteilung „Mikrobielle Immunregulation“ und Letztautor der Studie. „Im Darm schlummernde multiresistente E. coli-Bakterien sind ein Risiko, da es passieren kann, dass sie in den Blutkreislauf gelangen. Besonders gefährdet sind schwer oder chronisch Kranke sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Gegen eine Infektion mit multiresistenten E. coli-Bakterien hilft dann als letzte Option im besten Fall noch ein Reserve-Antibiotikum.“ Doch Reserve-Antibiotika haben oftmals schwere Nebenwirkungen und sind nur begrenzt verfügbar. 

Konkurrenz aus den eigenen Reihen 

Sinnvoller und nachhaltiger wäre daher ein präventiver Ansatz, mit dem multiresistente E. coli-Bakterien aus dem Darm entfernt werden, bevor es überhaupt zu Komplikationen kommen kann. Und genau hier setzt die aktuelle Studie an. Dabei machten sich die Forschenden den im Darm herrschenden Konkurrenzdruck um Nahrungsressourcen zunutze. Sie schickten über 430 verschiedene E. coli-Stämme, die die Forschenden aus Stuhlproben gesunder Spender:innen isoliert hatten, ins Rennen – oder besser gesagt in eine Art „Wettessen“ – gegen einen multiresistenten E. coli-Stamm, der durch die Medizinische Mikrobiologie der MHH zur Verfügung gestellt wurde. In ihren umfangreichen Laborversuchen ließ das Forschungsteam jeweils einen der „normalen“ E. coli-Stämme gegen den multiresistenten Stamm antreten. Als Nahrungs- und Wachstumsmedium diente dabei Darminhalt steril gehaltener Mäuse. „Wir haben untersucht, ob und in welchem Ausmaß sich das Wachstum des multiresistenten Stamms in Gegenwart der jeweiligen anderen E. coli-Stämme verändert“, erklärt Wende. „Einige Stämme konnten das Wachstum des multiresistenten Stamms tatsächlich stark hemmen und waren offensichtlich in der Lage, ihm die Nahrungsgrundlage zu entziehen.“ 

Die vielversprechenden Nahrungskonkurrenz-Kandidaten haben die Forschenden in weiterführenden Untersuchungen im Mausmodell noch ein wenig näher unter die Lupe genommen. „Wir konnten zeigen, dass diese E. coli-Stämme auch im Darm von Mäusen in der Lage waren, den multiresistenten E. coli-Stamm erfolgreich einzudämmen“, sagt Wende. „Den wirksamsten Stamm testeten wir noch gegen einen weiteren multiresistenten Stamm. Den konnte er ebenso erfolgreich verdrängen.“ 

Gemeinsam noch stärker

Um das Ausmaß der Schutzwirkung der E. coli-Stämme weiter zu untersuchen, führten die Forschenden den gesamten zuvor genannten Versuchsablauf noch einmal durch. Jedoch testeten sie diesmal die drei erfolgreichsten E. coli-Stämme gegen ein großes Spektrum multiresistenter E. coli-Stämme. Und sie nahmen noch einen weiteren Mitstreiter auf: das Darmbakterium Klebsiella oxytoca, das ähnliche, aber nicht identische Nahrungsvorlieben wie E. coli hat. „Unsere Hypothese war, dass die Kombination aus zwei verschiedenen Bakterienstämmen die Schutzwirkung gegenüber multiresistenten E. coli-Stämmen gegebenenfalls noch verbessern könnte“, erklärt Wende. „Und das war tatsächlich der Fall: Die Kombination aus schützenden E. coli und Klebsiella oxytoca erwies sich als äußerst wirksam gegen multiresistente E. coli-Stämme, die durch einzelne E. coli-Stämme nicht effizient verdrängt werden konnten. Durch die Kombination konnten sie im Mausmodell komplett eliminiert werden.“ Till Strowig: „Unsere Studie zeigt, dass spezifisch ausgewählte Bakterienstämme als Nahrungskonkurrenten in der Lage sind, multiresistente Erreger erfolgreich aus dem Darm zu verdrängen. Auf diese Weise könnten künftig gefährliche Infektionen bei vulnerablen Patientengruppen vermieden und auch die weitere Verbreitung multiresistenter Darmbakterien eingedämmt werden.“ 

In weiterführenden Untersuchungen wollen die Forschenden die E. coli-Stämme, die besonders wirksam multiresistente E. coli-Stämme verdrängen konnten, im Detail charakterisieren. Sind sie ungefährlich oder scheiden sie für den Menschen schädliche Giftstoffe aus? Werden sie durch das Immunsystem erkannt, oder können sie leicht entwischen? Verändert sich ihre Wirkung gegen multiresistente Erreger in Gegenwart anderer Bakterien des Mikrobioms? Und: Werden sie womöglich leicht selbst resistent gegenüber Antibiotika? Till Strowig: „Diesen Fragen wollen wir umfassend nachgehen. Bis ausgewählte E. coli-Stämme als Nahrungskonkurrenten präventiv oder therapeutisch gegen multiresistente E. coli-Stämme eingesetzt werden können, ist noch einiges an Forschungsarbeit notwendig.“

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung


Originalpublikation:

Wende, M., Osbelt, L., Eisenhard, L. et al. Suppression of gut colonization by multidrug-resistant Escherichia coli clinical isolates through cooperative niche exclusion. Nat Commun 16, 5426 (2025). DOI: 10.1038/s41467-025-61327-7 https://doi.org/10.1038/s41467-025-61327-7

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Wissenschaft Niedersachsen
news-32935 Thu, 03 Jul 2025 11:02:17 +0200 Feuersalamander: Die Struktur des Lebensraumes beeinflusst das Risiko von Prädation https://www.vbio.de/aktuelles/details/feuersalamander-die-struktur-des-lebensraumes-beeinflusst-das-risiko-von-praedation Der in Österreich heimische Feuersalamander wehrt sich gleich doppelt gegen Raubtiere: Durch seine auffällige Warnfärbung und durch ein weißliches, giftiges Sekret, das er aus Drüsen auf seinem Rücken absondern kann. Die Warnfärbung ist unterschiedlich auffällig – was laut einer soeben veröffentlichten Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Salamander vor Fressfeinden nur bedingt schützt. Was jedoch einen wirksamen zusätzlichen Schutz bieten würde, sind nicht-bewirtschaftete Waldgebiete. Raubtier-Beute-Interaktionen sind eine Art evolutionäres Wettrüsten – beeinflusst von Umweltfaktoren. Eine verbreitete Strategie zur Abwehr von Raubtieren ist der so genannte Aposematismus. Dabei handelt es sich um eine Kopplung von Warnsignalen (beispielsweise optischen) mit sekundären (z. B. chemischen) Abwehrmechanismen zur Abschreckung. Der Europäische Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine solche aposematische Amphibie. „Ihre ausgeprägte gelb-schwarze Warnfärbung sowie Hautgifte schützen sie vor Fressfeinden, wobei der Gelbanteil auf ihrem Rücken negativ mit Fressversuchen korreliert. Je gelber sie sind, desto besser sind sie also geschützt“, erklärt Carolin Dittrich, eine der Hauptautorinnen diese Studie.

Effektiver Schutz durch nicht bewirtschaftete Waldgebiete

Ein wichtiger Lebensraum des Feuersalamanders ist der Biosphärenpark Wienerwald, eine Waldregion, in der sowohl Schutzgebiete als auch Gebiete mit Waldbewirtschaftung zu finden sind. In diesem natürlichen Habitat verglichen die Forscher:innen die Prädationsraten der Feuersalamander. Die dazu verwendeten Salamander Modelle aus Knetmasse hatten zwar die gleiche Menge an gelber Rückenfärbung, unterschieden sich jedoch darin, dass ihre Gelbfärbung entweder über viele kleine oder wenige große Markierungen verteilt war und sie entweder in geschützten oder bewirtschafteten Zonen platziert wurden. „Wir beobachteten keine Unterschiede aufgrund der Größe der Markierungen, da alle Modelle ähnlich oft angegriffen wurden. Allerdings waren die Angriffe durch Vögel in bewirtschafteten Waldgebieten häufiger als in geschützten Gebieten,“ so Bibiana Rojas (KLIVV) zu den Ergebnissen.

Komplexität der Waldstruktur und Baumvielfalt machen den Unterschied

Die Hauptunterschiede zwischen diesen Waldzonen betrafen die Baumvielfalt. „Wir vermuten, dass die Waldstruktur und -komplexität zu Unterschieden in der Häufigkeit oder der Zusammensetzung der Raubtiergemeinschaften führen kann, was wiederum die Angriffsraten beeinflussen könnte“, erklärt Rojas. Die Studienautorin betont deshalb die Bedeutung von Schutzgebieten als potenzielle Zufluchtsorte für Feuersalamander und sieht einen großen Bedarf für weitere Forschungsarbeiten, „speziell, um die Auswirkungen von Unterschieden in der Zusammensetzung von Raubtiergemeinschaften auf das Prädationsrisiko in verschiedenen Waldgebieten zu untersuchen. Außerdem verdeutlicht unsere Studie die komplizierten Beziehungen zwischen evolutionären Strategien, ökologischen Interaktionen und menschlicher Landnutzung. Und sie unterstreicht die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes für die Waldbewirtschaftung, der das komplexe Gleichgewicht natürlicher Ökosysteme berücksichtigt.“

Veterinärmedizinische Universität Wien


Originalpublikation:

Hagnier, D., Dittrich, C., van den Bos, M. and Rojas, B. (2025), Habitat alteration impacts predation risk in an aposematic amphibian. J Zool. https://doi.org/10.1111/jzo.70036

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Wissenschaft International
news-32933 Thu, 03 Jul 2025 10:42:25 +0200 Karl-von-Frisch-Abiturpreise an die besten Biologie-Abiturientinnen und Abiturienten in Hessen vergeben https://www.vbio.de/aktuelles/details/karl-von-frisch-abiturpreise-an-die-besten-biologie-abiturientinnen-und-abiturienten-in-hessen-vergeben Am 14. Juni hat der Biologenverband VBIO LV-Hessen die besten Abiturientinnen und Abiturienten im Fach Biologie mit dem Karl von Frisch – Abiturientenpreis ausgezeichnet. Fast 100 der Preisträger aus ganz Hessen waren zur Preisverleihung gekommen, die schon seit 2008 an der Universität Marburg stattfindet.  Mit Eltern und Lehrern saßen über 200 Teilnehmer im großen Hörsaal der Biologie, um sich vier spannende Vorträge aus dem weiten Feld der Biowissenschaften anzuhören: Martina Preiner zum Beginn des Lebens auf der Erde, Tim Lüddecke zur Tiergiften und ihrer Anwendung in der Medizin, Knut Stieger zu Gen- und Zelltherapie bei Augenerkrankungen und Léanne Strauß zur Mechanik von Zellen. 

In der Mittagspause konnten die Preisträger vier verschiedene Labore auf den Lahnbergen besuchen und Einblicke in Evolutionsforschung, RNA-Biologie und Synthetische Biologie gewinnen. In Grußworten würdigten Gert Bange (Vizepräsident der Universität Marburg), Sevim Yüzgülen (Stadträtin, Magistrat der Stadt Marburg), Christopher Textor (Ministerialdirigent im Hessischen Kultusministerium) und Wolfgang Nellen (Vorsitzender des VBIO LV-Hessen) die besonderen Leistungen der Preisträger. Sie wiesen auch darauf hin, wie sehr junge, hochqualifizierte Menschen in einer Zeit des demografischen Wandels gebraucht werden. Sicherlich würden nicht alle Biologie studieren oder biowissenschaftliche Berufe ergreife, aber alle trügen auch eine Mitverantwortung, sich gegen Wissenschaftsskepsis und Wissenschaftsfeindlichkeit einzusetzen.

Besonderer Dank für die Organisation gilt Tobias Lehr von der Stiftsschule Amöneburg und Jörg Klug, Wissenschaftler i.R. der Universität Gießen.

Der Karl von Frisch – Abiturientenpreis wird jährlich in Hessen verliehen und der Landesverband freut sich schon auf die zahlreichen Bewerbungen für das nächste Jahr. Infos dazu gibt es unter: https://www.vbio.de/hessen/karl-von-frisch-preis

Landesverband Hessen im VBIO

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VBIO Hessen
news-32932 Thu, 03 Jul 2025 10:14:59 +0200 An der Grenze zwischen zwei Leben – der evolutionäre Ursprung der Schwangerschaft https://www.vbio.de/aktuelles/details/an-der-grenze-zwischen-zwei-leben-der-evolutionaere-ursprung-der-schwangerschaft Wie Zelltypen und Kommunikationsnetzwerke an der Schnittstelle zwischen Mutter und Fötus im Lauf der Stammesgeschichte über Millionen Jahre hinweg entstanden sind, hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Wien untersucht. Wie sich Zelltypen und Signale zwischen Mutter und Fötus entwickelten, ist ein entscheidender Schlüssel zum Verständnis einer erfolgreichen Schwangerschaft bei Säugetieren.  Die Fähigkeit, eine Schwangerschaft über einen längeren Zeitraum erfolgreich auszutragen, ist eine evolutionäre Innovation der Plazentatiere – einer Gruppe von Säugetieren, zu der auch der Mensch gehört. Im Zentrum dieses biologischen Erfolgs steht die sogenannte "fötomaternale Grenzfläche": jener Bereich in der Gebärmutter, an dem sich das fötale Gewebe der Plazenta und das mütterliche Gebärmuttergewebe begegnen und an dem zwei genetisch unterschiedliche Organismen – Mutter und Fötus – in engster Verbindung stehen und miteinander interagieren. An dieser Schnittstelle werden Nährstoffe und Signale übertragen – zugleich muss das Immunsystem der Mutter den genetisch fremden Fötus tolerieren. Um die evolutionären Ursprünge und Funktionsweise dieser hochspezialisierten Struktur besser zu verstehen, analysierten Forschende Einzelzell-Transkriptome – also das Muster aktiver Gene in einzelnen Zellen – aus sechs Säugetierarten, die stellvertretend für zentrale Entwicklungslinien im Stammbaum der Säugetiere stehen: darunter Maus und Meerschweinchen, Makake und Mensch, der Tenrek (ein früher Vertreter der Plazentatiere) und das Opossum (ein Beuteltier, das sich vor der Entstehung der komplexen Plazenta evolutionsgeschichtlich von den Plazentatieren abspaltete).

Ein molekularer Atlas der Schwangerschaft

Die Analyse von Zellen an der fötomaternalen Grenzfläche ermöglichte es den Wissenschafter:innen, die evolutionäre Herkunft und Diversifizierung der beteiligten Zelltypen nachzuvollziehen. Besonders im Fokus standen dabei Plazentazellen, die vom Fötus stammen und in das Gewebe der Mutter eindringen, sowie Stromazellen der Gebärmutter, die mütterlicher Herkunft sind und auf diese Invasion reagieren. Die Forschenden identifizierten mit molekularbiologischen Methoden sogenannte genetische Signaturen – charakteristische Genaktivitätsmuster, die bestimmte Zelltypen und ihre Funktionen kennzeichnen. Dabei entdeckte das Team eine genetische Signatur, die in Zusammenhang mit der Invasion von fötalen Plazentazellen entstand und seit über 100 Millionen Jahren erhalten blieb. Dies zeigt, dass invasive Plazentazellen nicht – wie traditionell angenommen – nur beim Menschen vorkommen, sondern ein uraltes Erbe aus der frühen Evolution der Säugetiere nach der stammesgeschichtlichen Trennung von Plazenta- und Beuteltieren darstellen – ein entscheidender Schritt in Richtung längerer Tragezeiten und komplexer Schwangerschaften. 

Zellkommunikation zwischen Kooperation und Konflikt

Um die Funktionsweise der fötomaternalen Grenzfläche weiter zu analysieren, wurden im Rahmen der Studie zwei einflussreiche Theorien zur Evolution der zellulären Kommunikation zwischen Mutter und Fötus getestet: Die erste, sogenannte "Disambiguierungs-Hypothese", geht davon aus, dass hormonelle Signale im Lauf der Evolution klar entweder vom Fötus oder von der Mutter stammen. Diese funktionale Trennung soll sicherstellen, dass Informationen eindeutig zugeordnet und nicht manipuliert werden können. Die Ergebnisse bestätigten diese Annahme: Bestimmte Signale wie WNT-Proteine (Botenstoffe), Immunmodulatoren oder Steroidhormone zeigten eine klare Zuordnung zu jeweils einem Ursprungsgewebe.

Die zweite Hypothese, das "Modell des genomischen Konflikts" ("Eskalations-Hypothese"), geht von einem evolutionären "Wettrüsten" zwischen mütterlichen und fötalen Genen aus. Dabei sollen etwa wachstumsfördernde Signale vom Fötus verstärkt und deren Rezeptoren im mütterlichen Gewebe abgeschwächt werden. Dieses Muster ließ sich jedoch nur für wenigen Gene – insbesondere für das wachstumsregulierenden Gen IGF2 – beobachten. Insgesamt überwogen Hinweise auf koordinierte, kooperative Kommunikation. "Diese Ergebnisse zeigen, dass die fötomaternale Beziehung weniger von Konflikt geprägt ist als lange angenommen", erklärt Daniel J. Stadtmauer, Erstautor der Studie und Forscher am Department für Evolutionsbiologie der Universität Wien. Und weiter: "Unsere Daten sprechen für eine evolutionäre Optimierung der Kooperation zwischen Mutter und Fötus – der "Mutter-Kind-Machtkampf" ist also nicht allgegenwärtig, sondern auf bestimmte Genbereiche beschränkt."

Einzelzellanalytik als Schlüssel zur Evolutionsforschung

Möglich wurden diese Erkenntnisse durch die Kombination moderner Einzelzell-Transkriptomik mit bioinformatischen Rekonstruktionen evolutionärer Zelltypen. Dadurch konnten Kommunikationsnetzwerke zwischen Zellen über Artgrenzen hinweg simuliert und verglichen werden. Silvia Basanta, Co-Erstautorin der Studie und Wissenschafterin am Department für Evolutionsbiologie der Universität Wien, betont: "Unser Ansatz eröffnet eine neue Perspektive auf die Entstehung komplexer biologischer Systeme – von der Zellidentität bis zum Gewebeverhalten im evolutiven Kontext." Die Studie liefert nicht nur grundlegende Einsichten in die Entstehung der Schwangerschaft, sondern auch einen methodischen Rahmen, um evolutionäre Innovationen auf zellulärer Ebene systematisch zu erfassen. Solche Erkenntnisse könnten langfristig auch zur besseren Diagnose oder Therapie von Schwangerschaftskomplikationen beitragen.

Die Arbeiten wurden im Labor von Mihaela Pavličev am Institut für Evolutionsbiologie und im Labor von Günter Wagner an der Yale University durchgeführt; Wagner ist Professor emeritus an der Yale University und Privatdozent an der Universität Wien. Die Studie wurde durch die John Templeton Foundation und den Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

Universität Wien


Originalpublikation:

Stadtmauer D.J., Basanta S., Maziarz J.D. et al. (2024). Cell type and cell signaling innovations underlying mammalian pregnancy. In Nature Ecology & Evolution. 
DOI: 10.1038/s41559-025-02748-x, https://www.nature.com/articles/s41559-025-02748-x

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Wissenschaft International
news-32931 Thu, 03 Jul 2025 10:07:51 +0200 Mikroben können ihren Bedarf an Nickel senken https://www.vbio.de/aktuelles/details/mikroben-koennen-ihren-bedarf-an-nickel-senken Methanogene Archaeen haben einen erheblichen Einfluss auf das globale Klima, da sie nahezu das gesamte natürlich vorkommende Methan produzieren. Dieser Prozess basiert auf Enzymen, die die Metalle Eisen (Fe) und Nickel (Ni) enthalten. Wie ein Team der Max-Planck-Institute für terrestrische Mikrobiologie in Marburg und für Biophysik in Frankfurt am Main nun herausfand, können die Mikroben ihren Stoffwechselweg ändern, wenn die Nickelverfügbarkeit gering ist – eine Situation, die auf viele natürliche Lebensräume zutrifft. Die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie erweitert das Verständnis der mikrobiellen Ökologie und ihrer Bedeutung für den Klimawandel.  Metalle spielen eine entscheidende Rolle in der mikrobiellen Biokatalyse, indem sie als Cofaktoren für Enzyme fungieren. Metallionen wie Nickel und Eisen befinden sich häufig an der aktiven Stelle der Enzyme, wo sie den Elektronentransfer und somit die Umwandlung von Substraten ermöglichen. Frühere Studien haben gezeigt, dass methanogene Archaeen, die von Wasserstoff (H₂) leben, auf [NiFe]-Hydrogenasen angewiesen sind und daher Eisen (Fe) und Nickel (Ni) benötigen. Im Rahmen der Methanbildung wandeln diese Enzyme Wasserstoffgas in Methan um. Dabei nutzen sie einen wichtigen Prozess der Elektronenübertragung, die flavinbasierte Elektronenbifurkationsreaktion (FBEB). Diese Schlüsselreaktion, die den Mikroben eine effiziente Energienutzung ermöglicht, wurde von den Marburger Forschern Rolf Thauer und Wolfgang Buckel entdeckt.

Natürliche Lebensräume sind arm an Nickel

Allerdings wurde der Weg bei methanogenen Mikroorganismen identifiziert, die aus natürlichen Umgebungen isoliert und in Labormedien kultiviert - mit einer 100-mal höheren Nickelionenkonzentration als in der Natur. Dort sind die Lebensräume in der Regel streng nährstofflimitiert. Tatsächlich stellt man in Meeres- und Süßwasserumgebungen nur sehr geringe Konzentrationen an bioverfügbaren Metallionen fest. Kann Methan auch unter diesen Bedingungen entstehen, und wenn ja, wie? Um diese Frage zu klären, untersuchte ein Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Seigo Shima am Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie die Methanbildung unter nährstoffarmen Bedingungen.

„Wir waren überrascht, dass die Konzentration der [NiFe]-Hydrogenasen in diesen methanogenen Archaeen nahezu null betrug“, sagt Dr. Shunsuke Nomura, Hauptautor der Studie. Stattdessen schien der Stoffwechselweg vollständig durch ein nickelfreies Enzymsystem ersetzt worden zu sein. Dr. Bonnie Murphy vom Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt erläutert: „Die Kryo-EM-Untersuchung zeigte eine komplexe Enzymstruktur ohne Nickel. Diese kann als Elektronenlieferant für die FBEB-Reaktion im methanogenen Stoffwechselweg fungieren und die [NiFe]-Hydrogenasen ersetzen.“

Eine vergleichende Genomanalyse deutet darauf hin, dass dieser neuartige Methanstoffwechsel in der Natur weit verbreitet ist und Organismen dabei helfen könnte, sich an ihre Umgebung anzupassen und ohne Nickel zu überleben.

Es ist wichtig zu verstehen, wie mikrobielle Enzyme den Klimawandel beeinflussen

„Nach gängigen Lehrbüchern sind nickelhaltige Hydrogenasen die einzigen funktionierenden Hydrogenasen in methanogenen Mikroben. Unsere Ergebnisse zeigen, dass dies nicht zutrifft. Das vollständige Verschwinden und der Ersatz des nickelhaltigen Hydrogenase-Enzyms stellt also einen bedeutenden Paradigmenwechsel dar. Es erweitert unser Verständnis des Methan-Stoffwechsels in der Natur“, sagt Seigo Shima. Dies sei besonders erstaunlich, da nickelhaltige und nicht-nickelhaltige Hydrogenasen nicht miteinander verwandt sind. Sie weisen unterschiedliche Proteinstrukturen, aktive Stellen, Reaktionsmechanismen und Hemmstoffempfindlichkeiten auf.

Die Studie unterstreicht die Bedeutung des Verständnisses physiologischer Reaktionen von Mikroorganismen in verschiedenen Umgebungen, da ihre Aktivität erheblich zu den Treibhausgaskonzentrationen beiträgt. Mit der weiteren Erforschung dieses alternativen Stoffwechselwegs hoffen die Forschenden, wirksamere Strategien zur Verringerung der Auswirkungen von Methan auf das globale Klima zu entwickeln.

Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie


Originalpublikation:

Nomura, S., San Segundo-Acosta, P., Protasov, E. et al. Electron flow in hydrogenotrophic methanogens under nickel limitation. Nature (2025). doi.org/10.1038/s41586-025-09229-y

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Wissenschaft Hessen
news-32930 Thu, 03 Jul 2025 09:53:29 +0200 Wenn Bakterien sich erinnern https://www.vbio.de/aktuelles/details/wenn-bakterien-sich-erinnern Neue Erkenntnisse zur Infektionsstrategie von Pseudomonas aeruginosa  Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) hat jetzt bei dem Krankheitserreger Pseudomonas aeruginosa eine neue Strategie entdeckt, wie sich das Bakterium an verschiedene Umgebungen im menschlichen Körper anpasst. Im Journal Proceeding of the National Academy of Sciences (PNAS) zeigen die Forschenden, dass epigenetische Prozesse zur Ausbildung unterschiedlicher Subpopulationen innerhalb genetisch identischer Bakterienpopulationen führen. Dies könnte ein möglicher Schlüsselfaktor für Bakterien sein, um Infektionen erfolgreicher zu etablieren. 

Pseudomonas aeruginosa ist ein Überlebenskünstler. Der Keim kommt in Böden und Gewässern vor – und fühlt sich auch im menschlichen Körper wohl, besonders dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist. In Krankenhäusern zählt P. aeruginosa zu den gefürchtetsten Erregern: Er kann Wunden infizieren, die Lunge chronisch besiedeln und ist oft resistent gegen mehrere Antibiotika. Weltweit bereitet seine wachsende Widerstandsfähigkeit gegen Medikamente zunehmend Sorge. 

Ein Forschungsteam am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) hat nun einen bisher unbekannten Trick dieses Bakteriums entschlüsselt: P. aeruginosa kann sich innerhalb einer Population mit identischen Klonen funktionell unterschiedlich aufstellen – als wäre es nicht nur ein Keim, sondern viele verschiedene auf einmal. Diese Diversifizierung wird durch einen Mechanismus eines „epigenetischen Gedächtnisses“ ermöglicht, der die Aktivität bestimmter Gene über Generationen hinweg aufrechterhält.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass P. aeruginosa gezielt auf Vielfalt setzt – und sich so an wechselnde Bedingungen im menschlichen Körper anpassen kann“, erklärt Professorin Susanne Häußler, Leiterin der Studie und der Abteilung „Molekulare Bakteriologie“ am HZI und am TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, einer gemeinsamen Einrichtung des HZI und der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

Ein Gen, viele Rollen

Um herauszufinden, welche der fast 6000 Gene von P. aeruginosa für Variabilität anfällig sind, analysierten die Forscher zahlreiche Genexpressionsprofile von Bakterien, die unter exakt gleichen Bedingungen gezüchtet wurden. Dabei zeigte sich, dass das Gen glpD, das ein Enzym für den Glycerolstoffwechsel kodiert, zu den Genen mit der größten Variabilität in seiner Expression gehört. Dies ist überraschend, da in einer reinen Bakterienkultur jedes Bakterium eine exakte Kopie des anderen sein sollte. Mithilfe der Gentechnik konnten die Forschenden ein ON/OFF-Verhalten dieses Gens in einzelnen Bakterien der Population nachweisen: Einige wenige Zellen exprimieren dieses Gen in sehr hoher Konzentration, während die meisten dies nicht tun. Die Forschenden fanden heraus, dass diese Unterschiede durch epigenetische Schaltmechanismen entstehen – und eine Form der Erinnerung erzeugen, die über mehrere Generationen hinweg vererbt wird.

Strategische Arbeitsteilung

Die Variabilität der glpD-Expression in der gesamten Population ist dabei entscheidend für klinisch relevantes Verhalten. Bakterien mit aktiver glpD-Expression weisen beispielsweise eine erhöhte Toxinproduktion und Beweglichkeit auf, aber auch die individuelle Fähigkeit des Pathogens, mit Immunzellen zu interagieren oder diese abzutöten ist stärker ausgeprägt. Bakterien mit reduzierter glpD-Expression hingegen verhielten sich zurückhaltender. Diese Mischung könnte es dem Erreger ermöglichen, gleichzeitig anzugreifen und sich vor dem Immunsystem zu verstecken – ein potenziell entscheidender Vorteil beim Infektionsstart. Somit wird das Überleben für einen Teil der Population selbst im Falle einer plötzlichen Abwehr sichergestellt. „Diese Vielfalt innerhalb einer klonalen Population ist keine Schwäche, sondern eine kluge Überlebensstrategie“, sagt Dr. Nicolas Oswaldo Trinler, Wissenschaftler in Häußlers Abteilung. „Sie erlaubt es dem Erreger, Individuen mit speziellen Aufgaben in der Population zu generieren, die zu einer erfolgreichen Infektion und dem bakteriellen Überleben im Wirt führen.“

Gedächtnis mit Folgen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kombinierten modernste Einzelzellanalysen, Live-Mikroskopie und mathematische Modellierung. Ihre Ergebnisse zeigen: Diese innerbakterielle Vielfalt kann sich schon aus kleinsten Zahlen an Bakterien entwickeln – etwa dann, wenn wenige Erreger durch eine Wunde gelangen oder eingeatmet werden.

Die Studie gibt neue Einblicke, warum Infektionen mit P. aeruginosa langfristig so schwer zu behandeln sind. Klassische Antibiotika und das Immunsystem sind möglicherweise nicht in der Lage, alle funktionellen Subtypen innerhalb einer Population zu treffen. Dies könnte neue Ansatzpunkte für therapeutische Entwicklungen bieten. Künftig könnten epigenetische Mechanismen, wie der hier entdeckte, gezielt Ansatzpunkte für die Entwicklung neuer Medikamente bieten, die spezifisch darauf zugeschnitten sind, die Anpassungsfähigkeit des Erregers an das Leben im Patienten zu begrenzen.

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung


Originalpublikation:

Elisabeth Vatareck*, Tim Rick*, Nicolas Oswaldo Gomez⁕, Arnab Bandyopadhyay*, Janina Kramer, Dmytro Strunin, Jelena Erdmann, Oliver Hartmann, Kathrin Alpers, Christian Boedeker, Anika Steffen, Christian Sieben, Gang Zhao, Jürgen Tomasch, Susanne Häussler. Epigenetic cellular memory in Pseudomonas aeruginosa generates phenotypic variation in response to host environments. Proceedings of the National Academy of Sciences, 2025. DOI: 10.1073/pnas.2415345122

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Wissenschaft Niedersachsen
news-32929 Thu, 03 Jul 2025 09:41:33 +0200 Wie Quallen schwimmen https://www.vbio.de/aktuelles/details/wie-quallen-schwimmen Von den biophysikalischen Eigenschaften der einzelnen Zellen bis zur Bewegung des gesamten Körpers - Studie der Humboldt-Universität zu Berlin erklärt, wie Quallen ihre Fortbewegung steuern  Wassertiere benötigen präzise koordinierte Bewegungen, um sich effizient durch offene Gewässer zu bewegen. Quallen, die vorwärts schwimmen, indem sie ihren Schirm zusammenziehen und Wasser ausstoßen, müssen außerdem auf Sinnesreize an der Außenhaut ihres glockenförmigen Körpers reagieren, um Jagd oder Flucht einzuleiten. Wie sie ihre einfachen Nervennetze zur Muskelaktivierung nutzen, ist bisher nicht genau verstanden.

Anhand eines mathematischen Modells haben Fabian Pallasdies und Kolleg*innen aus der Arbeitsgruppe Theoretische Neurophysiologie von Prof. Dr. Susanne Schreiber am Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) nun die Kopplung von neuronaler Aktivität und motorischer Reaktion bei diesen Schwimmbewegungen untersucht. In ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift Journal of Neuroscience erschienen ist, decken sie das ausgeklügelte zeitliche Zusammenspiel von Nerven- und Muskelzellen auf, welches eine schnelle Kontraktion der Muskeln bewirkt und Quallen so ermöglicht, stabil und taumelfrei zu schwimmen. Die Studie liefert ein seltenes Beispiel für eine vollständige mechanistische Erklärung des Verhaltens von Tieren - von den biophysikalischen Eigenschaften der einzelnen Zellen bis hin zur Bewegung des gesamten Körpers.

Kombination von Nerven-, Muskel- und fluid-mechanischer Simulation

Für ihre Studie nutzten die Forschenden ein mathematisches Modell, das nicht nur die elektrische Aktivität des Nerven- und Muskelsystems der Rotaugen-Qualle simuliert, sondern auch den glockenförmigen Körper des Tieres und wie dieser während des Schwimmens mit dem Wasser in Wechselwirkung tritt. Diese Kombination aus Nerven-, Muskel- und fluid-mechanischer Simulation zeigte, dass es insbesondere die schnelle, symmetrische Muskelkontraktion ist, die Quallen beim Schwimmen stabilisiert. Anhand der Simulation lässt sich außerdem erkennen, wie die Muskelkontraktion erreicht wird: Wird die Qualle an einer beliebigen Stelle ihres Körpers stimuliert, ziehen sich die ringförmigen, um den Körper verlaufenden Muskelstränge zusammen, um Wasser aus dem vom Quallenkörper umschlossenen Bereich nach außen wegzustoßen und so vorwärts zu schwimmen. Dafür wird der Muskelring elektrisch aktiviert. Dies geschieht durch den Nervenring, in welchem sich die elektrische Aktivität zunächst ausbreitet und dann die angekoppelten Muskelzellen anregt.

Doch wie spielen Nerven- und Muskelzellen zusammen, um das notwendige Tempo bei der Muskelkontraktion zu erzielen? „Im denkbar einfachsten Fall würde sich die elektrische Erregung in eine Richtung einmal im Kreis über den gesamten Ring ausbreiten“, sagt Susanne Schreiber, Leiterin der Arbeitsgruppe. „Doch dann würde die Kontraktion zu lange dauern, die Qualle würde ins Taumeln geraten.“ Selbst wenn sich die elektrische Aktivität vom Stimulationspunkt aus in zwei Richtungen gleichzeitig bewegen und damit die Zeitspanne bis zur Aktivierung der Muskeln halbieren würde, das zeigten die Simulationen, sei das nicht ausreichend, um die Schwimmbewegungen zu stabilisieren.

Eleganter Erregungs-Mechanismus ermöglicht rasche Muskelkontraktion

Die Forschenden decken in ihrer Studie auf, dass Quallen ein elegantes Prinzip nutzen, um die Zeitspanne der Muskelkontraktion deutlich zu reduzieren: Die elektrische Erregung breitet sich vom Stimulationspunkt im Nervenring zunächst in zwei Richtungen aus. Anfangs ist diese Aktivität der Nervenzellen noch zu schwach, um die Muskeln zu stimulieren. Erst im Laufe der Ausbreitung synchronisieren sich die elektrischen Signale im Nervenring und reichen dann erst aus, um die Muskelzellen „zu zünden“. In der Folge breiten sich nun vier Aktivitätswellen im Muskelring aus (von beiden Zündpunkten aus in beide Richtungen). Damit reduziert sich die gesamte Zeitspanne bis alle Muskeln im Ring aktiviert werden auf etwa ein Viertel. Außerdem ist die Muskelaktivierung symmetrischer, was eine geradlinigere Bewegung ermöglicht. 

„Die Simulation der Schwimmbewegung der Qualle belegt, dass nur bei einer Nervenzell-Muskel-Kopplung, die dieses vierfache Ausbreitungsprinzip unterstützt, die Schwimmbewegung stabil möglich ist“, sagt Schreiber. Die Studie zeige außerdem, wie wichtig es ist, den direkten Zusammenhang zwischen den Eigenschaften der einzelnen Nervenzellen, den Muskelzellen und dem Verhalten des Tieres in seiner natürlichen Umgebung zu berücksichtigen. „Bei Tieren mit weniger komplexen Nervensystemen wie der Qualle ist dies dank mathematischer Simulation nun möglich und so können Mechanismen entdeckt werden, mittels derer Nervenzellen mit ihren Eigenschaften eine direkte Auswirkung auf das Verhalten haben.“

HU Berlin


Originalpublikation:

Fabian Pallasdies, Philipp Norton, Jan-Hendrik Schleimer, Susanne Schreiber: Neuronal Synchronization and Bidirectional Activity Spread Explain Efficient Swimming in a Whole-Body Model of Hydrozoan Jellyfish, Journal of Neuroscience 14 May 2025, 45 (20) e1370242025; DOI: 10.1523/JNEUROSCI.1370-24.2025, https://www.jneurosci.org/content/45/20/e1370242025

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Wissenschaft Berlin
news-32928 Wed, 02 Jul 2025 15:31:04 +0200 Umfrage: Generative KI in der Wissenschaft- wie verändert sich die wissenschaftliche Praxis? https://www.vbio.de/aktuelles/details/umfrage-generative-ki-in-der-wissenschaft-wie-veraendert-sich-die-wissenschaftliche-praxis Die Diskussion um den Einfluss von generativen KI-Systemen, wie beispielsweise ChatGTP, auf das Wissenschaftssystem sowie auf die Forschungspraktiken von Wissenschaftler/-innen, begleiten die Technologie seit ihrer Öffnung für ein breites Nutzer/-innenfeld im Jahr 2022. Mittlerweile haben sich zahlreiche genKI-Tools etabliert, die auf eine Unterstützung des Forschungsprozesses abzielen. Die Erwartungen an diese neue Technologie reichen von einer Erleichterung des Arbeitsalltags von Wissenschaftler:innen bis hin zu der Entwicklung neuer Forschungsfragen. Umfragen zeigen, dass diese Tools in immer mehr wissenschaftlichen Disziplinen zum Einsatz kommen. Dennoch existieren bisher keine qualitativen Untersuchung dazu, wie genKI-Tools in den Forschungsprozess und die Praktiken der Wissensproduktion von Wissenschaftler:innen integriert werden und welche Bedarfe, Möglichkeiten, aber auch Konsequenzen für die wissenschaftliche Erkenntnisproduktion hieraus entstehen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Forschungsprojekt „Generative KI in der Wissenschaft“ (KIWi) des Weizenbaum Institituts den Einfluss von generativen KI-Tools (genKI) auf die wissenschaftliche Praxis und Wissensproduktion.

Derzeit läuft eine Online-Umfrage zur Nutzung generativer KI-Tools in der wissenschaftlichen Praxis. Deren Ziel ist es, ein differenziertes Bild davon zu gewinnen, wie in unterschiedlichen Disziplinen generative KI-Tools (z. B. ChatGPT, DeepL, Copilot etc.) eingesetzt werden. Der Fokus liegt hierbei sowohl auf der eigenen Nutzung als auch auf der Einschätzung der Nutzung und Akzeptanz im jeweils eigenen Forschungsfeld.

Die Teilnahme ist selbstverständlich anonym und dauert etwa 15 Minuten. Die Umfrage ist auf Deutsch und Englisch verfügbar.
Den Link zur Umfrage finden Sie hier: https://limesurvey.weizenbaum-institut.de/index.php/257966?lang=de

(Weizenbaum-Institut)


Weitere Informationen

https://www.weizenbaum-institut.de/projekte/generative-ki-in-der-wissenschaft-kiwi-wie-veraendert-sich-die-wissenschaftliche-praxis/

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Wissenschaft Aktiv werden! Bundesweit
news-32934 Wed, 02 Jul 2025 12:52:00 +0200 Gründungspreis m4 Award geht an innovative Forschung zu Alzheimer, Krebs, RNA-Therapie und rheumatoide Arthritis https://www.vbio.de/aktuelles/details/gruendungspreis-m4-award-geht-an-innovative-forschung-zu-alzheimer-krebs-rna-therapie-und-rheumatoide-arthritis Die fünf Gewinner des diesjährigen Vorgründungs-Wettbewerbs m4 Award stehen fest. Jedes Siegerteam erhält bis zu 500.000 Euro für sein Projekt zur Lösung drängender medizinischer Herausforderungen. Der Preis wurde von BioM zusammen mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie am 2. Juli 2025 im Rahmen der BioM Konferenz BayOConnect - Forum for Biotech & LifeScience in München verliehen. Mit einem Preisgeld von insgesamt 2,5 Millionen Euro fördert der m4 Award die Weiterentwicklung und Validierung innovativer Projektideen - mit dem Ziel, die Ausgründung gezielt vorzubereiten.

Fünf Gewinner-Teams konnten die Jury aus hochrangigen Experten mit ihren herausragenden biomedizinischen Forschungsprojekten überzeugen und sich unter 48 exzellenten Bewerbungen aus Forschungseinrichtungen ganz Bayerns durchsetzen:

Alzheimer stellt die häufigste Form der Demenz dar. Die Behandlung der bislang unheilbaren Erkrankung des Gehirns ist eine der größten Herausforderungen der aktuellen Medizin. Projekt blockALZ vom Universitätsklinikum Würzburg arbeitet an einem neuen Therapieansatz, der gezielt die Bildung und Ablagerungen des Tau-Proteins im Gehirn verhindert, welche die kognitiven Fähigkeiten der Betroffenen beeinträchtigen.

EpiCure entwickelt an der Ludwig-Maximilians-Universität München epigenetisch aktive Wirkstoffe für die Krebstherapie mit verbesserter Wirkung bei gleichzeitig reduzierter Toxizität. Denn trotz enormer Forschungsfortschritte sterben jährlich über 750.000 Menschen an hämatologischen Neoplasien, bösartigen Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems. 

Lebermetastasen zählen zu den häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Das Team vom Universitätsklinikum Erlangen hat in seinem Projekt iLivE ein Eiweiß identifiziert, das Tumorzellen gezielt in die Leber lockt und dort deren Wachstum fördert. Mit seinem neuen Therapiekonzept schaltet iLivE dieses Schlüsseleiweiß in der Leber aus, um die Ansiedlung von Krebszellen zu verhindern.

SYNTRA von Helmholtz Munich nutzt neueste Entwicklungen im Bereich der generativen KI zur gezielten Weiterentwicklung von Transportvehikeln für therapeutische RNA. Die modulare Plattformtechnologie ermöglicht eine hochpräzise, zelltypspezifische Abgabe der RNA und soll künftig bei einer Vielzahl genetischer und nichtgenetischer Erkrankungen Anwendung finden.

Forschende am Universitätsklinikum Regensburg haben im Projekt TBrake neue Wirkstoffe zur gezielten Dämpfung überaktiver Immunzellen bei rheumatoider Arthritis (RA) entwickelt. An der häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankung leidet in Deutschland etwa jeder hundertste Erwachsene. Weitere Information dazu unter: https://www.biopark-regensburg.de/de/aktuelles/pressemitteilungen/details/immuntherapie-aus-regensburg-ausgezeichnet

Prof. Ralf Huss, Geschäftsführer von BioM, begrüßte die Teilnehmenden. Er war begeistert von den innovativen Projekten der Gewinnerteams: „Die heute ausgezeichneten Projekte stehen exemplarisch für den wissenschaftlichen Erfindergeist und die medizinische Innovationskraft in Bayern. Mit dem m⁴ Award schaffen wir die entscheidende Brücke zwischen Forschung und patientennaher Anwendung – und legen so den Grundstein für die Therapien von morgen.“

Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt unterstreicht die Bedeutung des Programms: „Der m⁴ Award ist ein wirtschaftspolitisches Instrument mit Hebelwirkung. Mit dem Preis fördern wir gezielt das große Potenzial der biomedizinischen Forschung in Bayern. 17 Ausgründungen und über 550 Millionen Euro an Folgeinvestitionen zeigen: Unsere Innovationsförderung zahlt sich aus – für Arbeitsplätze, Wachstum und die Zukunft der Biomedizin in Bayern. So machen wir aus Ideen Märkte und aus Wissenschaft wirtschaftliche Stärke.“

„Die Vielzahl an Einreichungen und deren hohe wissenschaftliche Qualität zeigen, wie viel exzellentes Gründungspotenzial in Bayerns Forschungseinrichtungen steckt“, erklärte Dr. Petra Burgstaller. „Der m4 Award hat sich als zuverlässiges Sprungbrett für biomedizinische Gründungsvorhaben etabliert – und wir begleiten die Teams mit großer Leidenschaft auf ihrem Weg von der Idee zur Umsetzung“, ergänzte Christina Enke-Stolle, die gemeinsam mit Petra Burgstaller das m4 Award-Programm bei BioM koordiniert.

Ein herausragendes Beispiel für den nachhaltigen Erfolg des Programms ist das Biotech-Start-up Tubulis aus Martinsried, das 2017 mit dem m⁴ Award ausgezeichnet wurde. Heute gehört das Unternehmen zu den führenden Innovatoren im Bereich Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) und hat bereits rund 200 Millionen Euro an Folgeinvestitionen eingeworben. Zwei Medikamentenkandidaten hat Tubulis bereits in der klinischen Prüfung.

Mit dem 2011 von BioM, der Netzwerkorganisation der Biotechnologiebranche in München und Bayern, initiierten m4 Award fördert der Freistaat Bayern innovative Produkte, Technologien oder Dienstleistungen junger Unternehmen, welche die Weiterentwicklung der Medizin der Zukunft entscheidend vorantreiben. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben, 17 Ausgründungen konnten seither realisiert werden.

BioM

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Biobusiness Bayern