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Schulen öffnen – außerschulische Initiativen stärken

Das Nationale MINT Forum (NMF) stellt seine fünf Kernforderungen zur MINT-Bildung vor. Bereits zum März erarbeitet, finden sie nun Bestätigung in der aktuellen Corona-Krise. Schulen brauchen in den MINT-Fächern eine curricular verankerte Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten, um über die aktuelle Krise hinaus zukunftsfest zu werden. Dazu gehört eine Stärkung regionaler Strukturen durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Weiterhin sind tragfähige Konzepte für das digitale Lehren und Lernen zu entwickeln und umzusetzen und der Aufbau multiprofessioneller Teams notwendig.

Seit nunmehr 8 Jahren erarbeitet das NMF Kernforderungen zu aktuellen Fragen der MINT-Bildung, um sie auf dem Nationalen MINT Gipfel gemeinsam mit der Bundes- und Landespolitik, Wissenschaft, Wirtschaft sowie der MINT-Community zu diskutieren. Die für den 27. Mai 2020 geplante Veranstaltung musste nun wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Unsere Forderungen wollen wir trotzdem zur Diskussion stellen – erst recht, als sich in der aktuellen Krisensituation zeigt, wie richtig wir damit liegen“, sagten heute die NMF-Sprecher Edith Wolf und Dr. Ekkehard Winter. Eine Forderung wurde zwar unmittelbar auf die Corona-Krise hin ergänzt, sie betont aber nur den auch vom NMF schon zuvor immer wieder benannten Bedarf an tragfähigen Modellen für das digitale Lernen und Lehren.
 
„Schon vor der Krise war klar, dass wir die Schulen in ihrem Bildungsumfeld in den Mittelpunkt des dies­jährigen Gipfels stellen wollten“, sagt NMF-Co-Sprecherin Edith Wolf und begründet:
„Die Schulen stehen vor einem grundlegenden Wandel in ihrem Selbst­verständnis“. Sie müssen die Kinder und Jugendlichen auf die gesellschaftlichen und schulinternen Herausforderungen vorbereiten. Zugleich aber sollen sie mit ihren Unterrichtsmethoden auf den Paradigmenwechsel hin zu mehr Problemlösungskompetenz reagieren, denn das wird heute in der beruflichen Ausbildung, im Studium und später auf dem Arbeitsmarkt verlangt. Auch angesichts der Erfahrungen in der aktuellen Krise bleibt in den Augen des NMF richtig: „Der Wandel gelingt nur, wenn neue Lehr- und Lernmethoden, die Kooperation mit neuen Bildungspartnern und die Integration neuen Lehrpersonals vorangetrieben werden,“ sagte Wolf.
 
“Ein wichtiger Schlüssel für den erfolgreichen Wandel liegt für uns in der Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten“, erklärte NMF-Co-Sprecher Dr. Ekkehard Winter. Sie seien eine wesentliche Ergänzung für den Schulunterricht und sollten im Curriculum fest verankert sein. „Die vielen außerschulischen Initiativen dürfen wir in der aktuellen Krise nicht vergessen, sondern müssen sie gezielt unterstützen und stärken“, appellierte Winter und verwies auf die MINT-Qualitätsoffensive, die das NMF vor wenigen Wochen gemeinsam mit weiteren NMF-Mitgliedern gestartet hat. Sie hat das Ziel, außerschulische Initiativen bei der eigenen Qualitätsentwicklung und Wirkungsorientierung zu unterstützen.
 
Die gegenwärtige Corona-Pandemie stellt die Anpassungsfähigkeit der Schulen auf eine harte Probe und wird das Bildungssystem zweifellos nachhaltig beeinflussen. Umso wichtiger ist, die Schulen jetzt mit aller Kraft bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Dabei geht es nicht nur darum, die gegenwärtige Krise zu meistern und Rück­schritte etwa in Fragen der Bildungs­gerechtigkeit oder Rollenklischees zu verhindern, betonte das NMF-Sprecherteam und forderte: „Wir dürfen vor allem nicht nachlassen, an einem zukunftsfähigen MINT-Bildungssystem weiterzubauen, das Schule und außerschulische Lernorte zu einem Ganzen verbindet.“
 
Im Folgenden stehen die fünf Kernforderungen des Nationalen MINT Forums in Kurzform.
In der Langfassung sind sie mit Detailinformationen unterlegt.
 
Die fünf Kernforderungen:

1 – Tragfähige Modelle für das Lernen mit digitalen Medien entwickeln und umsetzen!
Die Verantwortlichen in Bund, Länder und Kommunen sind aufgefordert, umfassende Konzepte zu entwickeln, die weit über die Umsetzung des Digitalpaktes Schule hinaus­gehen. Dazu gehören neben der technischen Ausstattung die Einführung pädagogisch fundierter Lernplattformen und Lernmanagementsysteme sowie die entsprechende Fortbildung der Lehrkräfte. Dabei sollten die Erfahrungen mit dem Homeschooling berücksichtigt und echte Blended-Learning-Konzepte wie der Flipped Classroom implementiert werden.
 
2 – Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen verstärken, um regionale Strukturen für die MINT-Bildung optimal zu fördern!
Bund, Länder und Kommunen sind aufgefordert, sich eng abzustimmen, um bestehende und neue entstehende Strukturen bestmöglich zu unterstützen – auch vor dem Hintergrund des fortbestehenden MINT-Fachkräftemangels und mit Blick auf Berufswahlentscheidungen und Berufschancen junger Menschen, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen.
 
3 – Mit neuen curricularen Konzepten forschendes MINT-Lernen innerhalb und außerhalb von Schule fördern!
Politik, Bildungsadministration und Schulen sind aufgefordert, neue curriculare Konzepte zu entwickeln. Dazu gehört die Einbindung externer Fachleute und Praktiker, z.B. aus der Wirtschaft, in den MINT-Unterricht, vor allem aber die Kooperationen mit außerschulischen Partnern für die Arbeit der Schülerinnen und Schüler an realen Problemstellungen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Gendersensibilität und die spezifische Förderung von Mädchen und jungen Frauen spielen dabei eine wichtige Rolle. Erfolgreiche Modelle aus dem In- und vor allem dem Ausland müssten in viel höherem Maße wahrgenommen und adaptiert werden.
 
4 – Neue Personalkategorien schaffen, um multiprofessionelle MINT-Teams an Schulen zu ermöglichen!
Die Zuständigen für die inneren und äußeren Schulangelegenheiten sind aufgefordert, neuartige Personalkategorien einzuführen. Dies können Technikerinnen und Techniker, Educational Technologists, administrative Leitungen oder auch Kooperationsverantwortliche sein. Sie sollen die Zusammenarbeit mit den anderen Einrichtungen im MINT-Bildungsökosystem rund um die Schule koordinieren und damit die Lehrkräfte unterstützen. Welches Personal und welche Kapa­zitäten benötigt werden, muss von den Schulleitungen vor Ort eigenständig entschieden werden.
 
5 – Professionalisierungswege von MINT-Lehrkräften neu denken und flexibler gestalten
Verantwortliche für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sind aufgefordert, ein integriertes Qualifikationssystem zu schaffen, das zudem in der Lage wäre, den Quer- und Seiteneinstieg, auch nach einer beruflichen Tätigkeit in der betrieblichen Praxis, ohne aufwändige Sonderpro­gramme in einer Qualität zu gewährleisten, die den gestiegenen Anforderungen gerecht wird.

Nationales MINT Forum


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