Überall auf der Welt gibt es Flechten und Moose: In vielen kalten und warmen Wüsten sind sie die häufigste Vegetation. Oft wachsen sie auch als „Aufsitzerpflanzen“ auf Bäumen in den feuchten Waldgebieten der Tropen und der gemäßigten Zone. Diese Organismen haben die Fähigkeit, große Wassermengen anzusammeln. Deshalb dienen sie als Speicher für Niederschlag, der nicht den Boden erreicht, sondern wieder verdunstet. Die Verdunstung von Niederschlag vor dem Versickern in den Boden bezeichnen die Wissenschaftler als Interzeption. Nicht nur Flechten und Moose, sondern vor allem auch Blattoberflächen von Bäumen, Gräsern und Sträuchern tragen zur Interzeption bei. Es handelt sich dabei um einen wichtigen Prozess, der bis zu 30 Prozent der globalen Verdunstung von Wasser an Land ausmacht.
Mithilfe eines Computermodells haben die Potsdamer Forscher herausgefunden, dass Flechten und Moose einen großen Anteil an der globalen Interzeption haben. Die mit dem Modell berechnete Interzeption stieg um 60 Prozent durch den Einfluss von Flechten und Moosen an. „Dieser Beitrag ist bislang nicht berücksichtigt in globalen Landoberflächenmodellen, welche den Wasserkreislauf und die Temperatur an der Landoberfläche simulieren. Falls es zu Veränderungen der globalen Biomasse an Flechten und Moosen im Zuge des Klimawandels oder des Landnutzungswandels kommen sollte, wird das wahrscheinlich auch Auswirkungen auf den globalen Wasserkreislauf und die Landoberflächentemperatur haben“, so Dr. Philipp Porada von der Universität Potsdam.
Universität Potsdam
Philipp Porada, John T. Van Stan II & Axel Kleidon : Significant contribution of non-vascular vegetation to global rainfall interception, Nature Geoscience 2018