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Kulturwandel in der biomedizinischen Forschung

Okulare eines Mikroskops
Pixabay CC0

Seit drei Jahren geht das BIH QUEST Center der Frage nach: Wie gut ist die biomedizinische Forschung? QUEST steht dabei für Qualität, Ethik, Open Science und Translation. Hintergrund sind Veröffentlichungen, nach denen weniger als die Hälfte aller in der Biomedizin veröffentlichen Studien reproduzierbar sind. Dies liegt auch daran, dass oftmals bereits der Versuchsaufbau bestimmten Qualitätskriterien nicht genügt. Teilweise fehlen Kontrollen, die Stichprobengrößen sind zu gering, um statistisch aussagekräftig zu sein, es werden nicht alle Messwerte veröffentlicht oder Auswertungen falsch berechnet.

„So ist es kein Wunder, dass die Translation, also die Übertragung von Ergebnissen aus der biomedizinischen Grundlagenforschung in die klinische Forschung zu selten gelingt bzw. selten zu neuen Therapien führt“, erklärt Professor Ulrich Dirnagl, Gründungsdirektor des BIH QUEST Center und Professor für experimentelle Neurologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Enormer Druck in der Wissenschaft
Als Ursache für die Schieflage in der biomedizinischen Forschung haben die Wissenschaftler*innen bei QUEST unter anderem den enormen Druck ausgemacht, der in der Wissenschaft herrscht. „Als Forscherin oder Forscher muss man Drittmittel einwerben, den wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden und möglichst oft möglichst hochrangig publizieren. Da bleibt häufig zu wenig Zeit, um sich auch noch strukturiert mit Fragen der Qualität in der Forschung auseinander zu setzen“, sagt Dirnagl. „Unser Ansatz ist es daher, Anreize und Hilfestellungen zu geben, die es ermöglichen, sich auch um die Qualität der Forschung zu kümmern.“

So hat das QUEST Center Preise ausgelobt für das Offenlegen sämtlicher Rohdaten aus Experimenten, leistet Hilfe beim Etablieren eines elektronischen Laborbuchs oder beim Veröffentlichen von Klinischen Studien und bietet verschiedene Kurse an, etwa in statistische Methoden robuster Forschung oder dem Offenlegen von Daten, in denen insbesondere der wissenschaftliche Nachwuchs in qualitätsgesicherter Forschungsarbeit geschult wird.
„Ob unsere Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen, werden wir erst in ein paar Jahren feststellen können“, sagt Ulrich Dirnagl. Dazu betreibt das QUEST Team intensive Begleitforschung zu seinen eingeführten Maßnahmen. „Bislang können wir nur feststellen, dass immer mehr Gruppen ihre Daten offen publizieren und das elektronische Laborbuch benutzen und dass unsere Kursangebote sehr nachgefragt werden. Es stimmt uns zuversichtlich, dass ein allgemeines Bewusstsein um die Situation vorhanden ist und ein Interesse, daran etwas zu verändern.“

(Berlin Institute of Health - BIH)


Originalpublikation:
https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000576

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