VBIO

Zweite Chance für Moore

Moore
Salzwiesen bei Greifswald Jan Meßerschmidt

Der globale Verlust von Feuchtgebieten ist kleiner als bisher angenommen, das belegt die aktuelle Studie Extensive global wetland loss over the last three centuries. Moorkundler*innen der Universität Greifswald haben dazu Daten aus ihrer Global Peatland Database und aus den historischen Beständen der Moorbibliothek beigetragen. Die Ergebnisse helfen, die Klimawirkung von Mooren besser einzuschätzen und den Schutz der Moore und sonstiger Feuchtgebiete besser zu planen.

Die Studie des Autor*innenkollektivs unter der Leitung der Standford University zeigt, dass seit 1700 lediglich 21 bis 35 Prozent der Feuchtgebiete weltweit verloren gegangen sind, statt wie bisher angenommen 50 bis 87 Prozent.

„Diese Studie belegt, was wir schon immer über Moore gesagt haben: Der globale Verlust ist flächenmäßig nicht so groß wie oft behauptet wird. Was auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein scheint, darf uns aber nicht täuschen. Weltweit sind etwa vier Mio. km2 Feuchtgebiete verschwunden, davon etwa 0,5 Mio. km2 nasse Moore. Die entwässerten Moore sind aber verantwortlich für vier bis fünf Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen: Es sind relativ kleine Flächen, aber mit Riesenfolgen! Feuchtgebiete, insbesondere Moore, sind weltweit weiter bedroht mit großen Risiken für Klima, Biodiversität und unsere Lebensgrundlage. Dass die Daten aus der hiesigen Global Peatland Database und unserer Moorbibliothek https://www.greifswaldmoor.de/pencil.html dazu beitragen, dies mit einer Veröffentlichung in ‚Nature‘ bekannt zu machen, zeigt die weltweite Bedeutung der Datenbanken des Greifswald Moor Centrum und bestätigt: Wir setzen uns für das Richtige ein – für Moor- und Klimaschutz“, so der Greifswalder Moorkundler Hans Joosten, Professor im Ruhestand, und Co-Autor der Studie.

Für die jetzt veröffentlichte Studie durchforsteten die Wissenschaftler*innen Tausende von Aufzeichnungen zu Entwässerung und Landnutzungsänderungen in 154 Ländern, um diese mit der heutigen Verteilung entwässerter und veränderter Feuchtgebiete zu vergleichen und so ein Bild vom Zustand seit 1700 zu bekommen. Dies ist ein bislang einmaliger historischer Überblick. Er zeichnet nach, wie Feuchtgebiete zu einem der am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt geworden sind. Ursache waren Entwässerung für Landwirtschaft und Torfabbau, daneben auch Feuer oder Grundwasserentnahme.

Heute werden Moore als wichtige Wasserfilter und -speicher sowie Kohlenstoffspeicher verstanden. Sie gelten als essentiell für Lebensgrundlage und Gesundheit. Anhand der Studie lässt sich die Veränderung in der Kohlenstoffspeicherung durch Feuchtgebiete sowie in den Emissionen von Methan besser quantifizieren. Ebenso lässt sie Schlüsse zu, wie sich der Verlust von Feuchtgebieten auswirkt und wie sich Restauration von Feuchtgebieten besser planen lässt.

Universität Greifswald


Originalpublikation:

Fluet-Chouinard, E., Stocker, B.D., Zhang, Z. et al. Extensive global wetland loss over the past three centuries. Nature614, 281–286 (2023). doi.org/10.1038/s41586-022-05572-6