Am 6. Oktober 2017 wird der „Science Campus Braunschweig-Süd“ von der Niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen-Kljaji? und dem Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth feierlich eingeweiht. Der Festakt mit Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ist ein Highlight im Braunschweiger Jubiläumsjahr „10 Jahre Stadt der Wissenschaft“ und ein wichtiger Meilenstein in der Weiterentwicklung der Forschungsregion Braunschweig. Die künftigen Campuspartner sind das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, die Technische Universität Braunschweig, das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM und das Biotechnologische Schülerlabor Braunschweig (BioS). Die neue gemeinsame Dachmarke „Science Campus Braunschweig-Süd“ soll die regionale und bundesweite Sichtbarkeit des modernen Life Science-Campus ausweiten, die Vernetzung der Partner fördern und neue Kooperationspartner und junge Talente anziehen. Außerdem konnte mit Unterstützung der Stadt Braunschweig ein neues Beschilderungskonzept im öffentlichen Raum umgesetzt werden.
Gemeinsam sind wir stärker! So könnte man die Hauptmotivation auf einen Nenner bringen, wenn sich drei außeruniversitäre Institute, die Technische Universität und der Forschungsverbund DZIF, die allesamt weltweit anerkannte Spitzenforschung betreiben, zusammenschließen, um mit ihrem geballten Wissen Synergien in der Forschung noch besser zu nutzen. Dringend notwendig wird diese anwendungsnahe Forschung beispielsweise durch zunehmende Antibiotikaresistenzen, die sich insbesondere in Krankenhäusern verstärkt ausbreiten. Bereits jetzt sterben weltweit mehr als 700.000 Menschen pro Jahr an Infektionen mit resistenten Erregern. Es besteht durchaus die Gefahr, dass mangels wirksamer Antibiotika eine wichtige Säule unserer modernen Medizin wegbrechen könnte. Dadurch könnten harmlose Routineoperationen, Gelenkoperation, Chemotherapien oder die Versorgung von Frühchen zukünftig deutlich eingeschränkt werden.
Deshalb bündeln die Partner – HZI, DSMZ, DZIF, Fraunhofer ITEM und die Technische Universität Braunschweig – ihre Expertisen und Infrastrukturen im Bereich der Gesundheitsforschung und Systembiologie, um noch schneller und zielgerichteter Infektionskrankheiten zum Wohle der Patienten bekämpfen zu können. Der Name „Science Campus Braunschweig-Süd“ steht zukünftig für einen wichtigen Life Science-Standort in der Forschungsregion Brauschweig und wird auch mit Blick auf die Neuauflage der Exzellenzinitiative von Bund und Land die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Sichtbarkeit Niedersachsens weiter stärken.
„Als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft ist das HZI das größte außeruniversitäre Forschungsinstitut, welches sich mit der Erforschung von Infektionskrankheiten beschäftigt“, sagt Prof. Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. „Wir erforschen auf unserem Campus in Braunschweig und an unseren vier Standorten bakterielle und virale Erreger im Wechselspiel mit dem Immunsystem und entwickeln neue Wirkstoffe für Antiinfektiva. Unser Fokus liegt dabei auf der translationalen Infektionsforschung – also der raschen Übertragung der Ergebnisse aus der Grundlagenforschung auf die klinische Anwendung.“ Zunächst versuchen die Forscher die Gefahrenpotenziale und möglichen Schwachstellen der Erreger zu verstehen. Parallel werden mit großem Aufwand Wirkstoffe aus der Natur untersucht und anschließend so optimiert, dass sie sich als mögliche neue Medikamente eignen. Dafür sind die komplementären Expertisen und erstklassigen Infrastrukturen der Partner ein klarer Standortvorteil. „Auf dem Science Campus ist sehr viel Wissen konzentriert, Spitzenforscher schmieden gemeinsame Pläne und Nachwuchsforscher steuern neue Impulse bei. Der Science Campus wird deshalb zukünftig Wissenschaft, Ausbildung, Lehre und Industrie noch näher zusammenbringen und so als innovativer Life Science-Inkubator wirken“, sagt Heinz.
Den Schwerpunkt Translation betont auch Dr. Timo Jäger, Geschäftsführer des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), welches 35 Institute, Hochschulen und Kliniken bundesweit verbindet. „Unser gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten sowie die entsprechende Diagnostik. Der Vorteil des Science Campus liegt für die DZIF-Geschäftsstelle in der gemeinsamen Nutzung von Infrastrukturen des HZI und der räumlichen Nähe zu drei weiteren Mitgliedseinrichtungen des DZIF und deren Wissenschaftlern. Wir wünschen uns, dass die bestehende Vernetzung ausgebaut wird.“
Sehr eng kooperieren alle Forschungsinstitutionen auf dem Science Campus mit dem Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen. „Die DSMZ ist das nationale Kompetenzzentrum für die Erforschung, Bereitstellung und Nutzung mikrobieller und zellbiologischer Vielfalt. Wir halten mehr als 60.000 Bakterien, Pilze, Zellkulturen, Pflanzenviren und andere Mikroben vor und sind damit eines der vielfältigsten Ressourcenzentren weltweit“, sagt Prof. Jörg Overmann, Direktor der DSMZ. Zudem hat das Institut eine Genomsequenziereinheit mit modernster Technologie aufgebaut, welche die Möglichkeiten der Campus-Partner ideal ergänzt und eine optimale Nutzung der kostenintensiven Geräte gewährleistet. „Unser Ziel ist es, mit dem Science Campus Braunschweig-Süd ein weltweit sichtbares Forschungszentrum zu etablieren. Durch die Anwendung modernster Technologien und den Aufbau essenzieller Infrastrukturen leisten wir wesentliche und gesellschaftlich relevante Beiträge für die Bereiche Bioökonomie, Biotechnologie und Gesundheit“, sagt Overmann.
Die Technische Universität Braunschweig arbeitet an mehreren Standorten mit dem HZI und der DSMZ zusammen. „Auf dem Science Campus Braunschweig-Süd sitzen unsere wichtigsten Partner im Bereich der Lebenswissenschaften. Hier bündeln wir die Proteomics-Einheiten und führen Experimente durch, die unsere Forscher wiederum am BRICS, dem Braunschweiger Zentrum für Systembiologie, auswerten und modellieren“, sagt Prof. Anke Kaysser-Pyzalla, Präsidentin der Technischen Universität Braunschweig. Am BRICS arbeiten Mathematiker, Informatiker, Biologen und Chemiker zusammen und erstellen Modelle, wie man Krankheiten heilen und neue Medikamente entwickeln kann. „Der Science Campus ist für uns eine wichtige Anlaufstelle, wo Studierende mit erfahrenen Wissenschaftlern in Kontakt kommen und zusammen forschen.“
Das Fraunhofer ITEM ist in Hannover und in Braunschweig angesiedelt und kooperiert eng mit den Partnern auf dem Science Campus. „In den letzten zehn bis 15 Jahren hat sich das Institut zunehmend der medizinischen Translationsforschung mit der präklinischen Pharmakologie und Toxikologie und der klinischen Prüfung im Bereich von Lungenkrankheiten und der Herstellung von Medikamenten zugewandt“, sagt Prof. Norbert Krug, Geschäftsführer des Fraunhofer ITEM. „Auf dem Science Campus in Braunschweig entstehen aus Ideen innovative Verfahren für neue Biopharmaka, die letztendlich als Prüfarzneimittel an Patienten verabreicht werden.“ Das Fraunhofer ITEM habe damit die Lücke zwischen präklinischer und klinischer Medikamentenentwicklung geschlossen und sei das einzige Institut in der öffentlich geförderten Forschungslandschaft Deutschlands, das nicht nur den Herstellungsprozess für neue Biopharmaka entwickeln könne, sondern sie bis zur Anwendung am Menschen bringe. HZI